feuerwehr blankenfelde

Firma: Kaden Klingbeil ArchitektenEntwurf: Marek CzyborraTeam: Fabio Verber, Marek Czyborra, Alina Porten, Kora Johans, Roland Busch, Tom KadenFunktion: Rettungswagenstützpunkt der FeuerwehrStatus: 1.Preis Wettbewerb, realisiert

 

 

Frühjahr 2015: Wenn der Berliner Senat eine Feuerwache aus dem Material Holz baut, ist das an sich bemerkenswert. Nun ist sie fertig und steht in Berlin-Blankenfelde .
Mit einem Holzbau für die eigene Nutzung setzt die Feuerwehr ein Zeichen gegen das Vorurteil, Holzgebäude seien im Brandfall gefährlicher als Gebäude aus anderen Baumaterialien.
Im Gegenteil. In richtig konstruierten Holzbauten beeinträchtigen im Brandfall die Flammen nur relativ langsam und sehr berechenbar die Standsicherheit. Dabei leitet das Holz auch extreme Hitze so gut wie nicht weiter. Das macht viele Holzbauten im Brandfall sicherer als Gebäude aus Stahl- oder Betontragwerken. Das weiß die Feuerwehr.

Der Standort ist Teil des als Denkmalensemble geschützten Dorfkerns Blankenfelde im Norden von Berlin und verlangte eine behutsame Einpassung.  Der Bau reiht sich als sachlicher, zeitgemäßer Zweckbau in die Ortstypik der zurückgesetzten hölzernen Scheunen an der sogenannten Scheunenflucht des Dorfes.
Bei Ergänzungen von Denkmälern durch Neubauten legen wir besonderen Wert darauf, dass ein positiver, respektvoller Zusammenhang aus Alt und Neu entsteht. Über Proportionierung, Materialität, Typik und die städtebauliche Struktur stellen wir diesen Zusammenhang her.
Wichtig ist uns, dass die Neubauten dabei eindeutig authentisch und zeitgemäß sind, denn nur so werden sie zu den Denkmälern passen, die ihrerseits in der Regel authentisches Zeugnis Ihrer Entstehungszeit sind.
Durch die Grenzbebauung in Längsrichtung wurde erreicht, dass die Bestandsgebäude der Freiwilligen Feuerwehr uneingeschränkt genutzt werden können. So bleiben alle bestehenden Tore weiterhin befahrbar.  Zudem ergibt sich durch die Längsausrichtung eine Sichtlinie von der Straße über den Hof bis zum Garten.

Nachdem es die Feuerwehr in Blankenfelde jahrelang in provisorischen Stahlcontainern mit einem enormen Energieverbrauch und einem schlechten Innenklima ausgehalten hatte, bietet in diesem Neubau bereits die Gebäudehülle aus mit Zellulose ausgeflockten Holzrahmenelementen und einem außen angebrachten Sonnenschutz einen vorzüglichen innenklimatischen Komfort. Das Ziel des Berliner Senats, den maximal zulässigen Verbrauch der Energieeinsparverordnung um 30% zu unterbieten, wurde bei diesem Projekt noch deutlich unterboten. Zusätzlich wird durch die Verwendung des Plus-Energie-Baustoffes Holz anstelle anderer energie-verbrauchender Baumaterialien ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz geleistet.

Seiner Funktion entsprechend besteht das Gebäude aus einer zeitgemäßen, energie-optimierten Holzkonstruktion in sachlicher Formensprache auf einem massiven Sockel aus Stahlbeton.
Die tragenden Außen- und Innenwände bestehen aus ausgeflockten Holztafel-Elementen, die Decken und das Dach aus massiven Brettsperrholz-Elementen. Über der Fahrzeughalle wird das Dach im Abstand von 2,50 m von 76 cm hohen Brettschichtholzbindern getragen. Der gesamte Holzbau wurde komplett vorgefertigt und konnte innerhalb weniger Tage gerichtet werden.
Als auffälligstes Element werden die Einfahrt bzw. der Eingang jeweils durch eine Auskragung in einer einladenden Geste markiert.

Im Notfall kommt es beim Ausrücken des Rettungsdienstes auf jede Sekunde an, deshalb wurde das benötigte Raumprogramm in einem sehr kompakten Entwurf mit einem klar gegliederten Grundriss umgesetzt, der schnelle Orientierung, optimale Funktionsabläufe und kurze Wege gewährleistet.
Gleichzeitig ist die Wache während der langen Bereitschaftsdienste eine Art kombinierte Wohn- und Arbeitsstätte mit dem entsprechenden Bedarf an Komfort.

Als Fassade wurde eine offene, hinterlüftete Lärchenschalung angebracht, die zum einen den Baustoff Holz nach außen erlebbar macht und zum anderen eine hohe Haltbarkeit garantiert, die im Alter an Schönheit noch gewinnt.
Als Sonnenschutz sind Raffstore aus dem gleichen Holz gewählt. Diese gewähren im Innenraum eine einzigartige Lichtqualität und nach außen eine homogene Erscheinung, die gut mit den ortstypischen Scheunen harmonisiert.
Die Fahrzeughalle wird über seitliche Fensterbänder unter der Decke großzügig belichtet. Die Zufahrtsfassade ist, um die größtmögliche Transparenz zu erreichen, als Pfosten-Riegel-Fassade mit Isolierverglasung gebaut, ebenso die Segmente der Deckengliedertore. Das zusätzliche Fenster in der Hallenseite soll interessante Ein- und Ausblicke von und zu der KITA gewähren. So können die Kinder der KITA die Aktivitäten der Feuerwehr miterleben und werden vielleicht eines Tages selber Feuerwehrfrauen oder -männer.